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22. Mai 2020

Post Corona HR-Recruiting

Durch die Corona-Krise mussten viele Unternehmen ihre Ertragsprognosen nach unten revidieren. Kostensenkung lautet nun, verständlicher Weise, das Gebot der Stunde. Wie bei jeder Krise, ortet das Management auch diesmal kurzfristig wirksame Einsparungspotenziale bei den Ausgaben für externe Berater, eine Entscheidung, die sich möglicherweise mittelfristig rächt.

Wenn Krisen die gewohnten Verhältnisse auf den Kopf stellen, sind viele Manager gezwungen, bisherige Strategien zu überdenken und auch harte operative Entscheidungen zu treffen. Gerade weil im Krisenmodus oft kurzfristiges Denken dominiert, passieren dabei Fehler, die in kritischen Phasen schwerer wiegen als in normalen Zeiten. Personalberatungen sind da nicht ausgenommen und auch ich als Gründer der BCPersonal bin nicht vor strategischen Irrtümern gefeilt. Ob meine, bereits vor Corona getroffenen, Entscheidung, konsequenter in den Auf- und Ausbau der Personalberatung zu investieren, die erwünschten Früchte trägt, wird sich zeigen. Dennoch bin ich überzeugt, dass die folgenden, von mir getroffenen strategischen Entscheidungen, richtig sind:

Wir setzen auf Teamwork

Das Spannungsfeld zwischen Teamwork und Einzelkämpfern ist mir aus dem Private Banking und der Unternehmensberatung bestens bekannt. Die meisten Personalberatungen fördern Einzelkämpfertum anstatt Teamwork, was sie meiner Meinung nach gerade in Krisen besonders verletzlich macht. Ist man gezwungen, Personal abzubauen, verliert man nicht nur Kapazitäten, sondern auch schnell das Kundenvertrauen. Wurden Firmen von einem Personalberater betreut, ist eine Beziehung entstanden. Dessen Abgang hinterlässt dann nicht nur beziehungs- und vertrauensseitig ein Loch, sondern vermittelt auch das Gefühl, als Kunde nicht wertvoll gewesen zu sein.

Ich habe mich bewusst entschieden, den Weg des Teamworks zu gehen. Vertrauen braucht Zeit und muss verdient werden, daher ist es mir wichtig, dass wir mit gewonnenem Vertrauen besonders sorgsam umgehen. Ich bin fest davon überzeugt, dass man sowohl fachlich als auch betreuungs- und beziehungstechnisch als Team stärker ist und eine fundiertere Vertrauensbasis schaffen kann. Teamwork zu fordern und fördern ist daher ein wichtiger Stützpfeiler der BCPersonal.

Wir leben Verschwiegenheit

Verschwiegenheit war das Schlagwort vor der Finanzkrise im Private Banking, post-Finanzkrise war und ist es Compliance & Risikomanagement. DSGVO konformer Datenschutz ist ohne System und Transparenz kaum möglich und erfordert Investitionen. Ich erachte es als wichtig, dass wir bei der BCPersonal Mittel und Zeit investieren, um diesbezüglich up to date zu sein. Unser System ist bereits EU-DSGVO compliant, trotzdem sind im Zuge unseres Aufbaus grosse Investitionen nötig, um die Teamarbeit ortsunabhängig weiter zu stärken, Datenmanagement und -analytics noch stärker voranzutreiben und, last but not least, das Engagement Management zu Kunden und Kandidaten weiter zu professionalisieren.

Wir setzen auf Betreuung und Engagement

Auch in Zeiten der Digitalisierung nützt das beste System nur bedingt. Daneben ist ein strategisches und konzeptionelles Engagement Management unerlässlich. Während einige unserer Mitbewerber auf Social Media schwören, andere auf Active Sourcing und weitere glauben, dass es einzig und allein auf das Netzwerk der einzelnen Personalberater ankommt, bevorzuge ich einen gut gemixten Cocktail. Konzeptionelle Touchpoints, Vertrauen und Engagement sind darin die Hauptzutaten.

Viele Personalberater agieren wie ein Call Center, Vertrauen kann dabei nicht entstehen. Deshalb forciere ich bewusst den Weg weg vom Call Center und hin zur echten Journey. Unsere Kandidaten wie auch Kontakte durchlaufen auf dieser verschiedene Touchpoints, wobei unsere Personalberater die Flexibiltät haben, diese so zu wählen, wie es für sie Sinn macht. Ich glaube an standardisierte Rahmenbedingungen und Prozessschritte, vertrauen aber gleichzeitig unseren Personalberater, die am nächsten beim Kunden wie auch Kandidaten sind, die richtige Aktivität auszulösen. Damit verhindern wir, dass Kunden mit mehren Telefonaten aus verschiedenen Bereichen genervt werden.

Die genialste Sourcing-Software und die ausgeklügeltste Such-Strategie sind zum Scheitern verurteilt, wenn es nicht gelingt, durch eine gleichermaßen professionelle wie verlockende Kontaktaufnahme das Interesse der angesprochenen, passiv wechselwilligen Kandidaten zu wecken und deren Vertrauen zu gewinnen. Dies kann nur gelingen, wenn die Suchenden – Active Sourcer oder Social Media Recruiter – über ein ausreichendes Mass an Erfahrung und Verständnis verfügen, um Personen und Werdegänge passgenau einem Stellenprofil zuzuordnen. Neben einer systematischen Bearbeitung des Ecosystems ist dazu vor allem eine nachhaltige Beziehungspflege erforderlich, was mich wieder zum Thema Vertrauen bringt.

Gerade in unsicheren Zeiten, in denen Firmen Mitarbeiter entlassen mussten und potenzielle Kandidaten sich fragen, ob ein Unternehmen auch in sechs Monaten noch existieren wird, bietet ein neutraler Agent, der beide Seiten zusammenführt und dem beide Seiten Vertrauen schenken, enormen Mehrwert. Versuchen Unternehmen, Talente von der Konkurrenz abzuwerben, begeben sie sich in ein Spannungsfeld, in dem ein vertrauensvoller Rahmen oft schwer zu finden ist. Ein diskreter Partner, dem beide Seiten Vertrauen entgegenbringen, ist da Gold wert.

Die Post-Corona Pandemie-Zeit wird vom HR-Recruiting ein noch professionelleres, strategisches Pipeline-Management der Talente unter Einsatz neuer Technologien erfordern, auch wenn der Arbeitsmarkt in der Schweiz kurzfristig nicht mehr so ausgetrocknet sein wird. Dabei gilt es gut zu überlegen, inwieweit man diese dafür entstehenden Fixkosten intern tragen will oder es sinnvoller ist, für erfolgreichen Vermittlung zu bezahlen. Diese Entscheidung hängt sicherlich von der Grösse der Firma und dem vorhandenen Know-how ab. Die Kernfrage ist aber, inwieweit es dem Unternehmen gelingt, vertrauensvolle Beziehungen zu Talenten zu pflegen, welche aktuell beim Konkurrenten arbeiten. Dieses Unterfangen erfordert nicht nur umfangreiche Zeitressourcen, sondern auch Neutralität und Verschwiegenheit, die oft fehlen. Eine gute Personalberatung bietet genau das. Sie agiert verschwiegen und im Hintergrund, baut das Ecosystem systematisch auf- und aus und etabliert sich so als Marktplatz für Firmen bei der passgenauen Besetzung von Fach- und Führungskräften.